Südbadischer Fechterbund e.V.

Fachverband für Sportfechten in Südbaden

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    Senioren – Na klar! Laki Dobridis wird 95 – und stellt sein Buch vor

    Laki Dobridis gilt seit vielen Jahren als „Vater der Senioren-Nationalmannschaft“. Grund für ihn, in einem Buch über die Anfänge bis heute zurückzublicken. Zu erzählen und berichten hat der gebürtige Grieche, der am 5. Dezember seinen 95. Geburtstag gefeiert hat, unendlich viel.

    Er ist der Gründungsvater der Senioren-Nationalmannschaft und seit Jahrzehnten auf nationaler und internationaler Ebene ein Pionier und Wegbereiter des Fechtens für Menschen, die diesen Sport mit Liebe und Leidenschaft bis ins hohe Alter betreiben wollen. Was wäre der Deutsche Fechter-Bund heute ohne seine Senioren und wer hätte vor 25 Jahren gedacht, dass Sport für ältere Menschen heute fest im Leben verankert ist. Deshalb ist Laki Dobridis auch ein Visionär.

    „Es wurde für die Fechtsenioren geschrieben, aber auch für die Junioren und Aktive“, schreibt im Vorwort seines autobiografischen Buches „Senioren? – Na Klar!“, „Denn wenn der liebe Gott es gut mit ihnen meint und sie lange genug leben lässt, hält der Seniorenfechtsport noch viele tolle Momente bereit, wie sie hier beschrieben sind.“

    Offiziell wurde Dobridis 1990 offiziell zum Seniorenbeauftragten des DFB gewählt. Fast zeitgleich kam die Anfrage aus England, ob nicht ein Senioren-Länderkampf vereinbart werden könnte. „Wir hatten zwar immer deutsche Senioren-Meisterschaften in Bad-Dürkheim, aber wir hatten nie internationale Meisterschaften“, erzählte Dobridis bei der Vorstellung seines Buches bei der Senioren-WM in Stralsund.

    Für ihn war das ein Reiz, das zu ändern – der Länderkampf gegen England am 18. Mai 1990 wurde zum historischen Beginn des internationalen Seniorenfechtens. Schauplatz war Darmstadt, wo de Ländervergleich in die Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen des Darmstädter Fechtclub integriert wurde. „Wir sind dann dort mit drei Herren- und einer Damenmannschaft gestartet, haben alle vier Entscheidungen gewonnen. Damit war die Deutsche Senioren-Nationalmannschaft gegründet“, sagte Dobridis.

    Ein Jahr später traf man sich zum Rückkampf in England. Zudem feierten 1991 in Loughborough die Europameisterschaften“ ihre Premiere. 107 Starter aus sechs Nationen waren der kleine Anfang der ersten Senioren-EM. Zugleich wurde das European Veterans Fencing Committee (EVFC) gegründet. Erster Präsident wurde Dobridis. Er blieb es 16 Jahre lang. Schon ein Jahr nach seinem Amtsantritt holte er die erste Mannschafts-EM nach Berlin.

    In der Welt des Seniorenfechtens ist viel passiert

    Während in Europa die Titelkämpfe schnell etabliert waren, gab es beim Weltverband FIE den Senioren noch gar nicht in den Statuten. Erst 1997 wurde auch eine Veteranen-WM eingeführt.

    Seitdem hat sich viel entwickelt und ist viel passiert in der Welt des Seniorenfechtens. Die WM in Stralsund mit einer Rekordteilnehmerzahl ist Beleg dafür gewesen, was für eine Verbreitung es gefunden hat.

    Laki Dobridis berichtet in seinem Buch über diese Entwicklung, über die Erfolge der deutschen Starter bei EM und WM, erzählt aber zudem zahllose Geschichten und Anekdoten, die darüber Auskunft geben, dass Seniorenfechten immer auch ein Anlass für Freundschaft, Geselligkeit und gegenseitige Anerkennung geblieben ist.

    95. Geburtstag

    Viele seiner Wegbegleiter und Freunde haben ihn am 5. Dezember an seinem 95. Geburtstag gefeiert und geehrt. „55 Jahre lang spielte das Fechten eine zentrale Rolle in meinem Leben“, meinte Dobridis. „Ich möchte keinen Tag davon missen, denn diesem – bei all seiner Eleganz – im Wettkampf alles fordernden Sport habe ich unendlich viel zu verdanken.“ Dabei war er ein Spätstarter, der im Alter von 30 Jahren erstmals ein Florett in die Hand nahm und erst 30 Jahre später erstmals bei den deutschen Senioren-Meisterschaften in Bad Dürkheim an den Start ging.

    Geboren wurde er 1922 er in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Nach dem Ausbruch des türkisch-griechische Krieges flohen seine Eltern mit dem Baby und fanden in Köln eine neue Heimat. Der Vater konnte sich zwar relativ schnell eine neue Existenz als Kürschner aufbauen. Als Köln im Zweiten Weltkrieg ausgebombt und in Schutt und Asche gelegt wird, verlassen die Dobridis 1946 die Stadt und wagen einen Neubeginn in Konstanz am Bodensee.

    Auf der Flucht gewesen zu sein, zweimal wieder bei Null anzufangen, hat ihn – und seinen Fechtstil – geprägt. „Ich bin ein aggressiver Fechter. Mein Grundmotiv ist es, selbst Treffer zu setzen“, sagte Dobridis, der wie sein Vater als Kürschner sein Geld verdiente und ein eigenes Pelzgeschäft betrieb, einmal.

    Das Fechten betrieb Laki Dobridis bis vor zehn Jahren noch aktiv. Und er feierte nicht nur als Funktionär Erfolge, sondern auch auf der Planche: Er war Deutscher Meister, Europameister und 1998 Zweiter bei den alle vier Jahre stattfindenden World Masters Games in Portland.

    Was noch mehr zählt ist aber, dass er es vielen älteren Fechter ermöglich hat, ihre Leidenschaft am Sport und ihre Lust auf Leistung bei Länderkämpfen und großen Titelkämpfen auszuleben. Die DFB-Nationalmannschaft der Senioren bestritt seit ihrer Gründung vor 25 Jahren laut der Statistik von Dobridis, 37 Länderkämpfe und gewann davon 33. Die deutschen Senioren-Teams nahmen an zwölf Mannschafts-EM teil und holten dabei je 23 Mal Gold und Silber sowie 15 Mal Bronze. Bei den EM im Einzel stellten sie 87 Mal den Europameister und gewannen zudem 122 silberne und 140 bronzene Medaillen.

    Und bei den Welttitelkämpfen gab es 42 Mal Gold, 50 Mal Silber und 87 Mal Bronze (bis 2014). Die 16 Medaillen der WM in Stralsund sind noch nicht dabei ...“Auf diese Bilanz dürften wir alle stolz sein“, lautet der letzte Satz in Laki Dobridis Buch „Senioren? – Na klar!“.

     

    Olaf Wolf/Andreas Schirmer

     

    BU: Pionier und Wegbereiter des Fechtens: Laki Dobridis stellte bei der Senioren WM in Stralsund sein Buch vor. Am 5. Dezember wurde er 95 Jahre alt.